Spürbarkeit – Leiden und Ausdruck in der Sprache der Weltbezüge
16.03.2019 • ERDROTATION
"Psychoanalyse erlernt man zunächst am eigenen Leib, durch das Studium der eigenen Persönlichkeit."
Sigmund Freud*
- Samstag, 16. März 2019, 15:00 Uhr
Erdrotation – Dialogorientierte, undogmatische Gesprächsrunde.
Zeitlich offen.
Ort: Düsseldorf
Unbehagen
Wer auszudrücken versucht, wie es mit der eigenen Rolle in der Welt bestellt ist, wird schnell auf das freudsche ‚Unbehagen‘ von 1930 stoßen. Die in diesem Konzept fundamentale Rolle von Todestrieben allerdings war es auch, die Freud von vielen zuvor für die Psychoanalyse gewonnen Mitstreitern in aller Welt trennte. Kultur und Zivilisation als Objekt des psychoanalytischen Begehrens teilte die Community in distinkte Lager.
Die Spürbarkeit von Unbehagen zu reaktivieren kann nützlich sein, wenn es um Verständniszugänge in die Wirkzusammenhänge geht, welche unsere Lebensmöglichkeiten und Lebensformen codieren. Lacans immanente Diskurskonditionen von Impossibilité – im Bewussten – und Impuissance – im Unbewussten – werden in der Praxis der Diskurse fortwährend transzendiert. Das heißt, sie werden als Konzept schlichtweg ignoriert und in etwas vollkommen anderes verwandelt. Der Preis sind unausweichliche Phantasmen, verschobene Perspektiven im Objektiven selbst.
Anonyme Depravation
Nun, Wahrheiten sind nicht ohne Effekte der Sprache zu haben. In diesem Sinn werden wir versuchen, einen Ausgangspunkt zu nehmen, der uns ganz individuelle und aktuelle Modi von Unbehagen zu vermitteln erlaubt. Drängend sind beispielsweise die Zudringlichkeit des Automatisierten und die Zwänge digitaler Administration, welche den Austausch zwischen Menschen verkürzen, indem sie Begegnungsräume eliminieren. Ein seltsames ‚Schließen‘ (clôture), jedoch nicht im Unbewussten, sondern im eh schon so unzugänglichen Realen.
Es ist klar, dass man bei einer pur symbolischen Ordnung nicht verweilen kann, wenn es um ein Unbehagen geht, das auf fundamentale Besitzergreifung referiert, welche nicht zuletzt die Körper und Seelen erschüttert.
Mikropolitik des Wunsches
Die Beziehung zwischen leiblichem Phänomen und dem, was es bedingt sowie die schwierige Suche, das überhaupt auszudrücken, ist keine bloße Korrespondenz von Signifikanten. Wir sind vielmehr mit unserem Selbst mitten darin. Weshalb macht äußere Last dem Herzen so zu schaffen, warum gibt man sich einem Raubbau, einer exzessiven Selbstschädigung so leichtfertig hin? Die Wege, etwas zu tun, statt der Sistierung in einem falschen Signifikat Vorschub zu leisten, verlangen vor allem eines: mutige Expressivität von Libido.
- Nochmal im privaten Rahmen in Düsseldorf –
Interessenten bitte per E-Mail anfragen: ulrich@mark-man.de
Wie immer halten wir uns den Themenfluss offen!
* Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1916)