Akte PG I/015-2
Ulrich Hermanns
Kriminelle Akzente, pathologisch larviert wie institutionell.
„Nichts, als Binnensubversion und objektiver Sadismus.“ – Aus den Recherchen des Kommissariats H.:
Unterhalb der Wahrnehmungsschwelle hatte sich in das pathognostische Procedere ein anti- und kontraproduktives ‚Element‘ eingeschlichen, dessen zeitliche Bestimmung retrospektiv immer noch schwer fällt. Es mag befördert worden sein durch das, was zwischen zwei identifizierten Polen agierte: Verschlingungsansinnen des Konzepts samt Initiator durch Einzelakteure einerseits (bevorzugt: bedürftige, göttliche Söhne) und narzisstisch-missionarisches Bemächtigungsinteresse andererseits (Urvater). Wenn letzteres auch nur minimalst. An der Person X. in seiner gesamten intellektuellen Entwicklung und Initiation zu verdeutlichen: vom mentalen Anfüllungsbegehren eines auditiv geprägten, auf intellektuelle Homogenität gerichteten Lerneifers (His-Master’s-Voice-Syndrom), über das ‚hündische‘ Folgen und die Erziehung / Sozialisation (s. Ruhs, die kultivierte Kynologie im Umfeld der Familie Freud – Jofis und Lüns Rolle sogar in der Persönlichkeitsbewertung der Analysanten, will sagen: ein nicht unehrenwertes Ansinnen) bis zur akademischen, trickreich vom Urvater unterstützten (projektive Identifikation) Instaurierung – und dann, nach Erwerb der höchsten Würde der eigene Zugriff auf universitäre Schülerschaft und der Zuspruch präsumtiver Jünger. Was war da zu füllen? Leicht ist kein Begriff der tönernen Leere zu finden, die beschlossen hatte, auf eigene Rechnung fürderhin zu arbeiten.
Was aber die Folge war, schleicht sich in den Kampfansagen, die spätestens im Frauenfrage-Jahrbuch manifest wurden, ein: Eifersüchteleien potenziellen Mitstreitern und im Umfeld Agierenden gegenüber (‚Der Meister erkrankt, verschont ihn mit Eurem Begehren‘ – verfälschende Mailbotschaften), Aufbau einer organisiert-institutionellen Abwehr (‚Der Vorstand‘ versus Rest of the World) – statt Förderung –, Verschanzen hinter Verlagsautoritäten, um inhaltliche – potenziell wahnhafte – Abwehr- und Manipulationsposten aufzubauen, Ausflippen am Motiv des Menstruationsbluts (belegbar) et cetera –manieristischer Dogmatismus, Usurpation, Errichtung des scholastischen Simulakrums, neueste Genealogieverkürzungen inbegriffen.
Womit einher gehen seit langem und sich konstituieren die ‚sachfremden Hierarchiebildungen‘, heißend: forcierter Ausschluss des Aufgriffs möglicher Außenreferenzen (beispielsweise die ‚Marketingperspektive‘, einschließlich der erforderlich gewesenen Messepräsenz des Y-Verlags, ebenso beispielhaft), Homogenisierung des Publikationswesen. Letztlich Dauerblockade gegenüber Binnen-, wie Fremdimpulsen – über Jahre (!) standen vereinsspezifisch die gleichen Aktionsposten auf der Agenda der Jahresversammlungen – unerledigt, immer wieder.
Auch in der Nebenfunktion, die miniaturhaften Bereicherungen, satzungsinkonforme Verwendung der Vereinskasse, zu verschleiern, die leidlich kommerzielle Jahrbuchherausgabe?
Dies der eine Strang, der andere: die Formierung der Gegenwehr einer sich institutioneller Allmacht (durch nicht zuletzt die Verfügung über die Finanzierung des Therapiewesens tout court verfügenden Landschaftsverband Rheinland) inne wissenden, mehr als nur ichpsychologisch-widerständig agierenden, klinischen Psychoanalyse – was sagen die Fahnen vor der Klinik? ‚Qualität für Menschen‘ … (institutionalisierte Stimme der Höhen im Echo-Schriftwahn) = Qual den Menschen – und der die Gewaltverhältnisse Aussprechende, Verkündende (‚gesellschaftlicher Reparaturbetrieb‘, ‚Disziplinierung renitenter Patienten‘) hat übersehen, wie sehr sich der die Flaggen wiegende Wind hatte drehen können: wie die Schulen hinsichtlich SchülerInnen pädagogisch legitimiert den mütterlichen Posten zu usurpieren anstreben – und Emanzipation wundersam zu amalgamieren wissen –, so schließen sich, vom Parteienproporz getragen, selbst nach der Psychiatriereform von ehedem, die Fenster und Türen in manchen Regierungsbezirken sukzessive erneut – Totalusurpation der wissensintrinsischen Gegenposten, Komplettverwaltung (VerwaltungsjuristInnen sind es, die an der Spitze des LVR stehen) der Renitenz.
So mag sich das lähmende Gift eingeschlichen haben, zwar mit Unbehagen wahrgenommen, was bedeutet: mit höchst angemessener Fühlbarkeit des antiproduzierenden, von außen kommenden, aber von innen aufsteigenden Todes, selbiges man kennen kann, aber dadurch nicht schon immun ist.
Glücklicherweise gibt es luzide Momente, in denen dies, mehr ahnend noch als gewusst, konstatierbar ist und abgeschüttelt werden kann – nicht totalisiert, absolut, sondern in lindernden Schritten: hinweg die Träger und Überbringer solch paralysierend-abwehrender Spiegelverhexungen, Hygiene in therapeutischer Absicht, neue Einvernehmlichkeiten, willkommen heißen unverzagt mutiger Korrespondenten, Arbeitsgemeinschaften und Schaffung der Arbeitsplattform namens Assoziation – Rudolf Heinz: „Entschieden bleibe Pathognostik ein Work in progress!“
September 2014