Therapeia - antike Konzeption, aktuelle Rezeption
27.09.2025 • ERDROTATION
"Psychoanalyse erlernt man zunächst am eigenen Leib, durch das Studium der eigenen Persönlichkeit."
Sigmund Freud, Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1916)
Samstag, 27. September 2025, 14:00 Uhr
Erdrotation – Dialogorientierte, undogmatische Gesprächsrunde mit Ulrich Hermanns.
Ort: Pardo's (Rückseite des K 21), Düsseldorf
Thema:
- Therapeia - antike Konzeption, aktuelle Rezeption
Seit Michel Foucaults Naissance de la clinique sind die sozialen Determinanten des vermeintlich Abweichenden nicht mehr ignorierbar. Gigantische Repressionsapparate überziehen das Andere und ihre Repräsentanten mit Netzen, die deren Freiheit in Frage stellen.
Jacques Lacans Idee des Sinthome erlaubt, Bande zwischen dem Subjekt und seinem anderen so zu knüpfen, dass etwas Schwieriges wie Autonomie zumidest spürbar wird. Wer aber mobilisert die Prozesse, die notwendig sind, um solche Widerständigkeit belastbar, erfahrbar werden zu lassen?
Das Konzept der Pathognostik von Rudolf Heinz fokussiert ein dem Pathologischen eigenes Ausdrucksgeschehen, das sich selbst nicht anders als im Symptom darzustellen vermag. Mit Sinnverständnissen von Signfikant und Signifikat ist pathognostisches 'Wissen' nicht darstellbar.
Ob sich selbst in der Manier von L'anti-Œdipe fremd Bleibendes oder auf Milles plateaux vielschichtig einherwandelnd Rhizomorphes - ihnen mangelt die Möglichkeit der Rückbindung an Formen klassischer Rationalität.
Nicht, um letzterer unreflektiert zuzusprechen, sondern um eine Dimension zu eröffnen, in der kulturspezifische Hinterfragung von Pathologischem mit so etwas wie Humanität verbunden werden kann, soll auf das antike Verständns von Therapeia Bezug genommen werden.
Der 'Heilung' werden dort die Dimensionen der angemessenen Götterverehrung und der strikten Einhaltung von Hygiene zur Seite gestellt.
Somit wäre aktuell zu fragen:
- wie steht es um die vermeintlichen Götter, von denen man ausgehen kann, dass sie das Geschick der Erdlinge zu gestalten vermögen und
- welche Distanz zu den krank machenden Strömen kann denn überhaupt im rezent psycho-ökonomisch-sozialen Kosmos mit seinen fortwährenden Einflussnahmen eingenommen werden?
Nicht undenkbar erscheint, dass wenn diese beiden Aspekte angemessen gewichtet werden, sich die Heilung des Selbst überall dort mit eigener Kraft auf den Weg macht, wo es um Seelisches und Psychosomatisches geht.
Wobei die vormaligen Einschreibungen in die jeweils eigene Geschichte keineswegs hinfällig werden, sondern zum Antrieb von Verstehen und Selbstverständnis.
Das Spannunsgverhältnis zur Gestalt der Welt bleibt selbstredend bestehen.
