Diskurse des objektiven Unbewussten
Leidenschaft des Denkens
Was in universitären Diskursen nur als Bruchstück existiert und im psychoanalytischen Procedere weitgehend außen vor bleibt, versteht Orphys als dichten Zusammenhang.
Dieser ist letztlich die entfaltete Tiefenstruktur von Gesellschaftlichem und menschlichem Subjekt in ihrer gegenseitigen Vermittlung.
Die Erschließung dieser Dimension ist über zwei Zugänge möglich.
Zum einen ist dies die sensible Evaluierung des dichten Zusammenhangs von individuellem Begehren und Bewirtschaftung der Welt mittels externer Ökonomie.
Zum anderen ist es die verständige Erörterung vermeintlich gestörter Zusammenhänge in größerem Kontext – Pathologie und Psychopathologie, nicht zuletzt die des Alltagslebens.
Im ersten Fall steht die Funktion imaginären Mehrwerts im Fokus – nämlich mittels fortwährender Produktion, Distribution und Konsumtion –, im zweiten eine subtile Erforschung von Unfällen, die gleichermaßen zerstören wie hervorbringen.
Der Erkenntnismodus dieser unspezifischen Verfahren beansprucht keine Wissenschaftlichkeit im klassischen Verständnis.
Er ist zwischen dem angesiedelt, was in der Terminologie Jacques Lacans Discours de l’Analyste und Discours de l’Université heißt – zwischen Analyse und Universität.
Die spezifische Rationalität von Kunst und ihre Erfahrung bildet ein passendes Zugangsfeld, doch ebenso alle weiteren Kulturphänomene, von Technik bis Recht.
Dabei lässt sich Philosophie als genuines Verständigungsmedium reklamieren. Jedoch primär im akademischen Verständnis als selbst getragene Verantwortung, nicht im universitären.
Orphys steht für eine spezifische Form von Arbeit in diesem Feld.

© NASA Apollo 11 - First Footprint on the Moon
Objektives Unbewusstes –
Vier Dimensionen: Leib, Anderes, Erde, Zeit
Um an der Kreuzung von interkulturellen und interdisziplinären Ordnungen auf Spuren von Wahrheit zu stoßen, ist Kommunikation essenziell. Dies vor allem, um die Position des Anderen – l’autre, l‘autrui – sichtbar zu machen und einzubeziehen.
Was veranlasst, respondiert oder verweigert, die genannten Schnittmengen zu fokussieren oder sich ihrer zu bedienen?
Um dies zu erschließen, sind Dialoge, Texte, Bilder und ähnliche Ausdrucksformen hilfreich. Die Übergänge sind fließend. Erkenntnis entspringt aus der vertrauensvollen Einbeziehung eines engagierten Gegenübers im Singular oder Plural.
Eingebundene Erinnerungen fungieren hier als Referenten von Zeit in ihrer finalen Unmöglichkeit. Für Marcel Proust war sie die verlorene und später die wiedergefunde. Solche Erinnerungen verbinden leibliche Existenz mit ihrem imaginären Refugium.
Der vierte Term des vorläufig reklamierten objektiven Unbewussten – neben Leib, Anderem und Zeit – lautet: Erde. Er vertritt die Position der Physis.
Um in die Diskurse von Orphys aktiv einbezogen zu werden, ist ein in Richtung dieser Bezüge orientiertes Signal erbeten.
Der Hintergrund der Welt
Wo das Ich, laut Freud, nicht mehr Herr im eigenen Haus ist, das Subjekt sich im Strom der Signifikanten, so Lacan, verliert und das Es zu einem gigantischen, libidinösen Funktionszusammenhang, siehe das le Ça bei Deleuze und Guattari, herangewachsen ist – wo soll dort greifen, was man als klassisches Verständnis von Identität und Sinn doch nicht so einfach ablegen kann?
Was vielmehr nach wie vor als Äquivalenzwährung im Objektiven zirkuliert und dessen ideales Selbst bildet.
Worin soll ein kategorischer Imperativ gründen, der die verbindliche Rolle eines jeden zumindest im Umriss skizziert?
Wo soll sich ein Selbstbewusstsein entwickeln, das nicht erst im Strudel eines absoluten Geistes – wie bei Hegel – zu sich kommt? Noch dazu in monosexuellem Kontext!
Wo soll eine sinnliche Gewissheit mehr sein, denn im nächsten Moment bloße Vergangenheit?
Widersprüche der Sinne, des Handels und der Begriffe, die nichtsdestoweniger von uns allen eine in eigener Regie entwickelte Pragmatik fordern, um zu überleben – unter Umständen, die zugleich unabweisbar mit Verantwortung für andere verbunden ist. Dem egoistischen, de sadeschen Phantasma der Qual zum Trotz.
Dies in einer Objektivität, die sich der Ideale von Gerechtigkeit und angemessener Würdigung von Ungleichheiten global entledigt? Die vielmehr die Gräben der Teilhabe an Gütern in alltäglicher Praxis millisekündlich vertieft.
Die zudem den Kurzschluss von Mensch und Maschine im medialen Sog vor aller Augen praktiziert.
Wie sollen in einer Welt, in welcher der marxsche Appell klassenspezifischer Identifikationen auf der Ebene von Arbeit seine Halluzinatorik offengelegt hat, Orientierungen jenseits vordergründiger Pragmatik gewonnen werden?
Die Schwierigkeit, Ausdruck zu finden
Man darf abendländische Philosophie und freudsche Metapsychologie also nicht allzu ernst nehmen, so die Conclusio – oder?
Um nicht fundamental die Orientierung zu verlieren, die an zahllosen Stellen aber längst verloren gegangen ist. Was den Mut, Hinzuschauen voraussetzt.
Die eigen-therapeutische Kur der Menschen mittels unstillbarem Begehren sorgt dafür, dass ihre Arbeit das gesellschaftliche Ganze aus seinen Wurzeln heraus beständig neu schafft. Also: Produktion und Reproduktion in ihrem Anschluss an einen so kritisch zu sehenden Faktor wie Leben, dessen Gegenteil eingeschlossen.
Was ist dieses widersprüchliche, weitgehend unbewusste Ganze, wie fraktal auch immer sein Status und die Rolle der in ihm Agierenden sein mögen?
Älteste philosophische Fragen, die sich nicht von selbst erledigen.
Man mag den Fragezusammenhang dekonstruktivistisch relativieren, an der Situation ändert es wenig.
Bleibt also nur, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu versuchen, Antworten zu finden.
Wie weit dies gemeinsam mit anderen möglich ist, bleibt zu erkunden – nicht zuletzt unter dem Aspekt eines unspezifischen Beistandes, der im gegenseitigen Anerkennen gründet.
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© Peter Wambua, Dance. 2014ff